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Ladislav Mednyánszky – Zum 100. Todestag des Künstlers

“Stimmung”
„Die Stimmung ist dasjenige Gefühl, das mir als Bild vor meinen Augen erschienen ist, als ich mir die „Stimmung“, die vor dem Begehen einer Kirche auftreten könnte, vorgestellt habe; Stimmungen des Vorfrühlings; ... ein Feldbrunnen mit Tränke und zwei Raben darauf. Die allgemeine Stimmung ist vorfrühlingshaft, überall sieht man den schmelzenden Schnee; ... was ist bis Ende des Monats noch zu tun? ... ein Paar Frühlingsstimmungen, wie es die Natur tut.“

Ladislav Mednyánszky

In den neunziger Jahren wurde Mednyánszkys Schaffen freier und seine Palette durch die Erkenntnisse der impressionistischen Malerei klarer. Er experimentierte oft an der Grenze der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Diese schöpferische Periode stand sehr nah zum Symbolismus und zur Dekadenz mit Jugendstilelementen. Sein Interesse an Philosophie, Buddhismus und Theosophie, die er in seine Werke integrieren wollte, vertiefte sich zunehmend. Im Laufe der Zeit kamen expressive Pinselstriche und eine energische Malweise, und im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts auch ausdrucksstarke Gemälde hinzu.

Während des Ersten Weltkrieges war er als Frontmaler tätig und hinterließ eine ganze Reihe künstlerisch anspruchsvoller und tief hinreißender Zeugnisse über die Bedeutung und den Wert des menschlichen Lebens. Sein Leben lang hat er sich von Katastrophen, egal ob Natur- oder Gesellschaftskatastrophen, angezogen gefühlt. Einerseits war er von der Monumentalität und Kraft der Naturelemente fasziniert, andererseits empfand er ein tiefes Mitgefühl für die Leidenden. Auf der Front zeichnete er jedoch keine Siege und blutigen Kämpfe. Er wollte vielmehr die Kriegsfolgen, die Trauer und den Schmerz hinter den Schlachtlinien sowie das menschliche Leid zeigen. Oft sind es wehrlose und verkrüppelte Menschen mit verzweifeltem Ausdruck, Soldaten beim Ausruhen und bei gewöhnlicher Tätigkeit, Tote, die mit der Natur verschmelzen, in der ihr Opfer völlig unnötig zu sein scheint, Gefangene oder lange Feldwagenkolonnen. In der Schaffensperiode, in der unzählige Vertriebene und Landstreicher zu einer breiten Masse wehrloser und verzweifelter Menschen werden, erreicht seine figurale Malerei den Höhepunkt.

Ladislav Mednyánszky gehörte zu denjenigen Künstlern, in deren Schaffen die Landschaftsmalerei und die figurale Malerei gleichermaßen vertreten wurden. Anfänglich einfache figurale Studien, in denen er ein typisches charakteristisches Merkmal des Menschen darzustellen versuchte, entwickelte er bis hin zu einem suggestiven und expressiven Gesichtsausdruck weiter, vor allem zu einem Augenausdruck, der die gesamte Geschichte und das Schicksal des abgebildeten Menschen widerspiegelt. In späteren Schaffensperioden brachte er den ganzen Körper zum Ausdruck, wodurch er einen expressiven, bis gestischen Charakter der Malerei erreichte, die erst von der jüngeren Kunstgeneration entdeckt und geschätzt wurde.

In der Geschichte der ungarischen Malerei gibt es nur wenige Beispiele, bei denen der Künstler – auch durch schriftlich festgehaltene Selbstreflexion – die Entwicklung des eigenen Schaffens konsequent verfolgt. Mednyánszky erforschte die verschiedenen Möglichkeiten in seinem Werk nicht nur praktisch, sondern er hat sich mit den Fragen auch theoretisch auseinander gesetzt. Er stellte sich ständig Fragen zur Kunst und Malerei, zum Sinn der Malerei und nicht zuletzt zu seiner eigenen Rolle im (nicht nur künstlerischen) Geschehen. Er schuf sein eigenes Weltbild und übernahm von der umgebenden Welt das Wesentliche, was in dieses Weltbild auch organisch passte. Seine Tagebücher sind ein besonders überzeugendes Zeugnis seiner Denkart, Zeit, Kunst und Menschen an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ladislav Mednyánszky

Er wurde am 23. April 1852 in Beckov geboren und als Ladislaus Josephus Balthazar Eustachius von Mednyánszky getauft. Bis 1863 wuchs er in einer Kurie in Beckov, später in einem Schloss in Strážky, beide im Familienbesitz, auf. Zwischen 1864 und 1865 wurde er vom österreichischen Maler Thomas Ender unterrichtet, der ihn später unter anderem mit Gipsmodellen und anderen Werkzeugen versorgte. In den Jahren 1872 – 1874 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München (Prof. Dr. Alexander Strähhuber, Prof. Otto Seitz), von 1874 bis 1875 an der École des Beaux Arts in Paris (Prof. Dr. Isidor Pils). Ziemlich schnell wurde ihm aber klar, dass er sein akademisches Studium nicht weiter fortsetzen möchte. 1875 besuchte er zum ersten Mal das französische Dorf Barbizon, wo er unter anderem mit László Paál, Karel Bodmer, Odilon Redon und anderen Malern Freundschaften einging. In den Jahren 1875 – 1876 lebte er mit längeren und kürzeren Pausen in Paris und Barbizon und stellte seine Bilder auf dem Salon aus. Den größten Einfluss auf den Künstler im Jahr 1876 übte François Millet aus. Im Frühjahr 1877 besuchte der Künstler zum ersten Mal Szolnok, wo er August Pettenkofen und Tina Blau kennen lernte. Außerdem absolvierte er mehrere Studienreisen nach Italien (1877 – 1878) und Frankreich (1889 – 1892, 1896 – 1897). In Budapest und Wien und während seines Aufenthalts auch in Paris mietete er regelmäßig ein Atelier. Er war ständig in ganz Ungarn, Österreich und Italien unterwegs. Ende des 19. Jahrhunderts kehrte er regelmäßig in seine Heimat Beckov und Strážky zurück. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er als Frontmaler, wozu er sich freiwillig angemeldet hat und wurde verletzt. Diese Kriegsverletzung und die Krankheit, die in den Kriegsjahren ausbrach, hatten für ihn fatale Folgen. Er verstarb am Gründonnerstag 1919 in Wien.

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